Menuebutton
Menü
Mapbutton
Karte
Suchbutton
Suche

01.04.2020

Ansprache des Bürgermeisters

Guido Orthen richtet sich an die Bürgerinnen und Bürger

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ungewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Unser öffentliches und gesellschaftliches Leben ist auf ein Minimum beschränkt, um Leben zu schützen und Leben zu retten. Die bundesweit angeordneten drastischen Maßnahmen, machen vor allem eines deutlich: Den Ernst der Lage.

Obwohl viele im Moment große berufliche und persönliche Einschränkungen hinnehmen müssen, prägen Mitmenschlichkeit und Kreativität das Miteinander in unserer Stadt. Und das obwohl wir alle noch nicht einschätzen können, wie lange das Virus unser privates und öffentliches Leben im Griff behält. Sie alle helfen mit, dass wir die bisher größte Herausforderung seit Bestehen der Bundesrepublik in unserer Stadt gemeinsam und in gegenseitiger Rücksichtnahme bewältigen.

Ein dankbares Lächeln für jene, die stark belastet, aber für uns da sind

Danken möchte ich an dieser Stelle vor allem jenen Menschen, die aktuell und in den nächsten Wochen und Monaten besonders stark belastet und ggf. auch stärker gefährdet sind als andere. In den medizinisch/pharmazeutischen Berufen, in der Pflege, in den Lebensmittelgeschäften, bei den Hilfs- und Sicherheitsdiensten, in der Logistik und vielen anderen Branchen mehr. Sie sind für uns da, sodass viele von uns zuhause bleiben können. Mein Dank gilt auch den aktiven und stillen Helfern, die ehren- oder hauptamtlich die unterstützen, die momentan alleine sind. Sei es durch das Einkaufen gehen, Nachbarschaftshilfen, ein gutes Wort oder ein freundliches Lächeln. Sie alle stellen sich in den Dienst der Gesellschaft.

Wirtschaftshilfen – Unterstützung in Zeiten großer Unsicherheit

Die Folgen des Coronavirus werden uns in bisher nicht gekannter Dimension wirtschaftlich treffen. Mittlerweile sind nahezu alle Bereiche von den Auswirkungen betroffen. Hier gilt es Hilfen anzubieten, um die Unternehmen zu unterstützen und finanziell abzusichern. Hier sollen die Wirtschaftshilfen des Landes und des Bundes das Schlimmste abfedern. Dies gilt auch für die Unterstützung von Mietern und von Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit Betroffenen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten.

Auch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler wird ihre Möglichkeiten im Bereich der Steuern und Abgaben ausschöpfen, um den Unternehmen und Einzelpersonen in dieser Situation zu helfen. Dazu werden wir in der Stadtratssitzung umfassende Maßnahmen erörtern und im Anschluss veröffentlichen. Dabei ist uns bewusst, dass wir nicht retten, sondern allenfalls mithelfen können, die aktuelle Notlage ein kleines Stück abzumildern. Hier haben wir insbesondere all jene im Blick, die direkt oder indirekt im Tourismus ihr tägliches Brot verdienen.

Die letzten Tage haben gezeigt, dass der Einzelhandel der Kreisstadt zusammensteht und gleichzeitig kreative Lösungen bereithält. Dort, wo wir die Möglichkeit haben, gilt es, die lokalen Betriebe zu unterstützen. Versuchen wir trotz Schließung so gut es eben geht, auf dieses Angebot zurückzugreifen; oder wir kaufen die Dinge später im Geschäft vor Ort, statt jetzt im Internet zu bestellen.  Damit können wir gemeinsam versuchen, denen eine Perspektive zu bieten, die momentan verzweifelt danach suchen.

Solidarität und Fürsorge – Allein sein, muss nicht Einsamkeit bedeuten

Nicht nur wirtschaftlich sind die schwerwiegenden Folgen bereits jetzt spürbar. Ich denke auch an das gesellschaftliche und alltägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Familienfeste, Geburtstage, Hochzeiten aber auch Trauerfeiern werden auf absehbare Zeit nicht mehr im uns bekannten Rahmen möglich sein. Und auch der sonst so übliche Besuch in der Familie oder das Treffen mit Freunden fällt gerade aus. Jetzt ist Solidarität mit jenen gefragt, die gefährdet sind. Abstand ist in diesen Zeiten der größte Ausdruck der Fürsorge und Solidarität.

Lassen Sie die Menschen nicht allein, rufen Sie an; halten Sie Kontakt aufrecht, vielleicht mehr noch als in gewöhnlichen Zeiten. Durch diese Gesten heißt „allein sein“ nicht zwingend „einsam sein“. Wir können im bewussten Alleinsein Nähe schenken und im Alleinsein auch „all Eins sein“.

Krise bedeutet auch Chance – Perspektiven für die Zukunft

Wenn man dieser Krise etwas Positives abgewinnen möchte, so mag es für manche die Zeit im engsten Familienkreis sein. Das bewusste Zeitverbringen und Gemeinsamkeit. Gemeinsames Kochen und Essen, das gemeinsame Spielen in einer unberechenbaren aber entschleunigten Zeit. Und viele entdecken gerade den Nutzen einer digitalen Welt, der sozialen Medien und digitalen Netzwerke. Gerade der Bruch mit Routinen kann neue Kräfte freisetzen, mit denen wir unser Leben und die weitere Entwicklung unserer Stadt und unserer Gesellschaft auch in Zukunft gestalten können. Dabei dürfen wir uns auch fragen, ob wir so weiter leben können oder gar möchten, wie zuvor. Die Frage nach unserem Lebensstil, unseren bislang gesetzten Prioritäten im Wirtschaften und im Leben darf gestellt werden. Es ist auch Gelegenheit, unser Verhältnis zu einer demütigen Dankbarkeit neu zu justieren. Im Einfachen wieder das Besondere zu entdecken, das „Normale“ und „Gewöhnliche“ wieder wertzuschätzen, kann diese Zeit lehren.

So wünsche ich uns allen, dass wir halten! Durchhalten, miteinander aushalten, zusammenhalten, uns gegenseitig halten, in der Gewissheit, dass auch wir gehalten werden.

Mit den besten Wünschen für eine gute Zeit in ungewöhnlichen Zeiten verbleibe ich herzlich

Ihr

Guido Orthen

Bürgermeister