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09.09.2015

Flüchtlinge in der Kreisstadt: Für mehr Verständnis sorgen

Stadt setzt auf verbesserte Kommunikation: Radwan Mardini macht den Kontakt zwischen Verwaltung und Flüchtlingen leichter  

9. September 2015

„Im Umgang mit Flüchtlingen ist insbesondere in den Kommunen viel Verständnis von allen Seiten gefragt“, sagt Bürgermeister Guido Orthen, „und das fängt damit an, dass vor Ort sprachliche Hindernisse besser überbrückt werden.“ Ein solcher Brückenbauer ist Radwan Mardini. Der gebürtige Syrer ist seit Anfang Mai bei der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler angestellt und arbeitet als Dolmetscher und als Betreuer von Asylbewerbern, die im Stadtgebiet eine Bleibe erhalten.

„Viele Flüchtlinge kommen nur mit dem bei uns an, was sie am Leibe tragen oder bestenfalls mit kleinem Gepäck“, erklärt Mardini. Beim Beziehen einer Unterkunft oder bei der Suche nach Bekleidung und Wohnungsausstattung steht er den Ankommenden als Ansprechpartner zur Seite.
Dabei hat er auch den Zustand der Asyl-Unterkünfte im Blick und packt auch selber mit an, wenn etwa erforderliche Betten oder Matratzen besorgt werden müssen.

Vor allem bei Gesprächen zwischen Flüchtlingen aus Syrien und seinen Kollegen aus der Stadtverwaltung und anderen Ämtern ist er zu einem wichtigen Begleiter geworden. Mardini spricht Deutsch, Arabisch und Kurdisch. „Damit trägt er entscheidend dazu bei, dass die bestehenden Sprachbarrieren leichter überwunden werden können“, sagt dazu Bürgermeister Orthen.

Radwan Mardini weiß, was Flucht bedeutet

Mittlerweile leben bereits über 170 Flüchtlinge in der Kreisstadt. Dazu gehören Asylbewerber, anerkannte Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge. „Die Menschen kommen meist aus Ländern, in denen der Alltag von Krieg oder Bürgerkrieg bestimmt wird“, sagt Radwan Mardini. Der 40jährige weiß aus eigener Erfahrung, was Flucht bedeutet. Er weiß aber auch, welche Schwierigkeiten auf die Migranten zukommen, wenn sie in ihrem Aufnahmeland erst einmal angekommen sind und Fuß fassen wollen.

Mardini hat seine alte Heimat 2001 verlassen und kam als Asylbewerber nach Deutschland. Zunächst fand er im Kreis Warendorf sein erstes neues Zuhause, genauer in der Kleinstadt Sendenhorst. „Dort habe ich zunächst einige Jahre als Steril- und Versorgungsassistent und danach als Angestellter im örtlichen Krankenhaus gearbeitet“, blickt er zurück. Während dieser Zeit drückte er nochmals die Schulbank und „machte“ an der Berufsbegleitenden Abendrealschule Münster die Fachoberschulreife. Darauf aufbauend begann er später beim Berufsförderungswerk eine Ausbildung zum Industriemechaniker, die er erfolgreich abschließen konnte.

Wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Flüchtlingen gesammelt

Mardini, der seit 2010 in Bad Neuenahr-Ahrweiler lebt, wurde leider zwischenzeitlich arbeitslos. Doch er nutzte die Zeit und engagierte sich ehrenamtlich bei der Ökumenischen Flüchtlingshilfe. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien begann er damit, Bürgerkriegsflüchtlinge zu unterstützen. Der sprachkundige Mardini fungierte als Dolmetscher, insbesondere bei Behördengängen, Vertragsangelegenheiten, bei der Familienzusammenführung und bei Gesprächen mit Rechtsanwälten oder im Job-Center. Auch bei Arztbesuchen leistete er  als Übersetzer zwischen Arzt und Patient wertvolle Dienste. All diese Erfahrungen, die er im Umgang mit Flüchtlingen gesammelt hat, kann er nun in seine verantwortungsvolle Tätigkeit als Mitarbeiter der Stadtverwaltung einbringen.

Viele Menschen engagieren sich auch in der Kreisstadt ehrenamtlich in Flüchtlingsfragen. „Sie nehmen die Neu-Ankömmlinge an die Hand, stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und üben auf diese Weise tätige Nächstenliebe“, lobt Bürgermeister Orthen den Einsatz all jener, die als freiwillige Helfer täglich viel Zeit investieren.

Der frühere ehrenamtliche  Einsatz von Radwan Mardini im Rahmen der Ökumenischen Flüchtlingshilfe ist bereits auf Landesebene gesehen und gewürdigt worden. Mardini, der seit Ende 2012 eingebürgert und somit deutscher Staatsbürger ist, gehörte zur Delegation des Kreises Ahrweiler beim Bürgerempfang der Ministerpräsidentin Ende Februar in Mainz. Eingeladen waren Mitbürger, die in vorbildlicher Weise eine Willkommenskultur vorleben. Mardini, der auch einige Worte mit Malu Dreyer wechseln durfte: „Es hat mich sehr stolz gemacht, dass ich bei diesem Empfang dabei sein durfte.“