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14.11.2011

Stolperstein-Verlegung am 19. April 2012

Holocaust-Überlebender Erich Elkan durch Recherchearbeit gefunden 

Zwischenzeitlich liegen mehr als 27.000 Stolpersteine in Deutschland und dem benachbarten Ausland, um an die Opfer der Nationalsozialisten zu erinnern.Foto: [www.stolpersteine.com] Karin Richert

Über das Leben und Überleben von Erich Elkan während des Nationalsozialismus hat seine Tochter Sophie ein Buch verfasst.

Erichs jüngere Schwester Helga Elkan gehörte zu den zahlreichen Menschen, die 1942 aus Bad Neuenahr-Ahrweiler deportiert wurden. Ihr Schicksal ist bis heute unbekannt.

Am 19. April 2012 werden die ersten Stolpersteine in Bad Neuenahr-Ahrweiler verlegt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat der Stadtverwaltung jetzt die definitive Terminzusage mitgeteilt. Er wird an diesem Tag alle für den Stadtteil Bad Neuenahr vorgesehenen Stolpersteine persönlich verlegen. Es handelt sich nach derzeitigem Recherchestand um 30 jüdische, während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft deportierte Personen, an die mit einem Stolperstein erinnert werden soll. Weitere Stolpersteine sollen dann in den nächsten Jahren auch in Ahrweiler und Heimersheim verlegt werden.

Im Zuge der umfangreichen Recherchen hat die Stadtverwaltung auch einen bisher hier noch nicht bekannten Überlebenden des Holocaust ausfindig gemacht. Erich Elkan zog 1938 mit seinen Eltern Albert und Sophie sowie Bruder Benno und Schwester Helga nach Bad Neuenahr in die Kreuzstraße, wo die Familie eine kleine Pension betrieb.

 

Über die Suche im Internet ist die Stadtverwaltung auf ein Buch mit dem Titel „Prisonnier 160008“ (übersetzt: Gefangener 160008) aufmerksam geworden, in dem Erich Elkans Tochter Sophie in französischer Sprache von dem Leben und Überleben ihres Vaters berichtet: So hat der 1919 geborene Erich die schlimmen Ereignisse der Pogromnacht im November 1938 in Bad Neuenahr miterleben müssen, welche schließlich Auslöser dafür waren, dass er und sein Bruder Benno sich zur Flucht ins Ausland entschlossen. Beide wurden jedoch im Mai 1940 in Belgien verhaftet und in südfranzösischen NS-Lagern inhaftiert. Während Benno Elkan dort im August 1940 an Typhus starb, begann für Erich Elkan eine jahrelange Odyssee durch zahlreiche verschiedene weitere Internierungslager. Kurz vor der deutschen Kapitulation war er auch kurzzeitig in Auschwitz inhaftiert und hat im Anschluss daran einen der berüchtigten „Todesmärsche“ aus dem Vernichtungslager Richtung Westen überlebt. Seit seiner Befreiung 1945 lebt Erich Elkan in Brüssel und hat hier eine Familie gegründet. Seine Eltern Albert und Sophie und Schwester Helga wurden im April 1942 von Bad Neuenahr Richtung Osten deportiert. Die genauen Todesumstände sind bis heute ungeklärt; sie wurden 1951 für tot erklärt.

 


Zwischenzeitlich hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Stolpersteine“ zahlreiche Kontakte zu Nachkommen verschiedener jüdischer Familien und zu Zeitzeugen geknüpft, welche besonders wertvoll für die Erarbeitung der Lebensgeschichten der jüdischen Personen in Bad Neuenahr-Ahrweiler sind. Immer wieder gehen im Rathaus neue Hinweise und Erinnerungen ein. Viele Vereine, Verbände und Privatpersonen wollen für einen Stolperstein spenden. Die Patenschaft für einen Stolperstein beträgt zwischenzeitlich 120 Euro (Informationen bei der Stadtverwaltung unter Tel. 02641/87-196).

Während die Ergebnisse der Recherchen in eine Wanderausstellung zu den jüdischen Familien einfließen werden, wird das Veranstaltungsjahr der Rathaus-Kultur 2012 die Themen Verfolgung der Juden und jüdische Kultur mit Lesungen, Vorträgen, Konzerten und Exkursionen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Hierzu haben sich unterschiedliche Kooperationspartner zur Mitwirkung bereit erklärt, darunter Vereine und auch mehrere Schulen im Stadtgebiet.

„Die eigene Geschichte aufzuarbeiten, ist ein wichtiger Aspekt. Genauso wichtig jedoch ist es, aus der Geschichte zu lernen, sich mit den Themen `Verfolgung´ oder auch `Ausgrenzung´ in der heutigen Gesellschaft auseinander zu setzen und dadurch die Grundlagen für ein friedliches und tolerantes Miteinander zu schaffen“, so Bürgermeister Guido Orthen. „Daher freut es mich umso mehr, dass sich auch junge Menschen aus den Schulen mit diesen Fragen auseinandersetzen werden.“