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Frieda Nadig

Frieda Nadig (©Heinz Engels)
Frieda Nadig (©Heinz Engels)

Die Sozialdemokratin Friederike Charlotte Louise Nadig gehörte in der verfassungsgebenden Versammlung 1948/49 zu den vier „Müttern des Grundgesetzes“ und hat Anteil an der Durchsetzung des Artikels 3, Absatz 2 im Grundgesetz: Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

In ihrer Zeit als Parlamentarierin im Deutschen Bundestag setzte sie sich von 1949 bis 1961 u.a. für die Gleichberechtigung der Frau, die Gleichstellung unehelicher Kinder und die Familienrechte ein.

Geboren in Herford am 11.12.1897 wurde Nadig aufgrund ihrer politischen Aktivitäten als Sozialdemokratin in der Weimarer Republik 1933 als Fürsorgerin bei der Stadt Bielefeld fristlos entlassen. Drei Jahre später fand sie in Ahrweiler von Januar 1936 bis 1945/46 eine Anstellung als Gesundheitsfürsorgerin des Staatlichen Gesundheitsamtes des Kreises Ahrweiler, das sich in dieser Zeit in der Wilhelmstraße 75 befand.

Kartei des Melderegisters (©Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler)
Kartei des Melderegisters (©Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler)

Laut Melderegister wohnte sie vom 02.01.1936 bis zum 24.06.1946 im Stadtgebiet. Hier wohnte sie an unterschiedlichen Adressen: Sie lebte zuerst in der Wilhelmstraße 20, dann in der Römerstraße bei Familie Reinhold Müller und zuletzt in der Grafschafter Straße bei Familie Peter Schmitz.

Stadt im Berg, Zeichnung von Hanns Matschulla (©Archiv Heimatverein Alt-Ahrweiler e.V.)
Stadt im Berg, Zeichnung von Hanns Matschulla (©Archiv Heimatverein Alt-Ahrweiler e.V.)

Ebenfalls erscheint Nadig auf der Bewohnerliste „Stadt im Berg“ in den Weinbergen von Ahrweiler, wo Teile der Bevölkerung während der Bombenangriffe 1944/45 Schutz gefunden hatten. Hier wird sie unter der Nummer 71 u.a. zusammen mit der Familie des beliebten Ahrweiler Arztes Dr. Georg Habighorst aufgeführt, der bis 1933 im Ahrweiler Stadtrat als Mitglied der Zentrumspartei kommunalpolitisch aktiv und ebenfalls von der Gestapo unter Druck gesetzt worden war. Nach dem Krieg war er 1946/47 Mitglied der Beratenden Landesversammlung und von 1947 bis zu seinem Tod 1958 Mitglied des Rheinland-Pfälzischen Landtages.

Als ausgebildete Gesundheitsfürsorgerin engagierte sich Frieda Nadig in hohem Maße für die ihr anvertrauten Menschen in den Bezirken Ahrweiler und Sinzig. Zu ihren Aufgaben gehörte u.a. die Betreuung von TBC-Kranken, Diabetikern, Säuglingen und die Mütterberatung. Daneben nutzte sie ihren beruflichen Einfluss aus, um erkrankte Menschen vor politischer Verfolgung und Euthanasie (= Ermordung von Kranken im Nationalsozialismus) in dieser schweren Zeit zu schützen.

Nach Kriegsende verließ Frieda Nadig Ahrweiler und nahm in Herford ihre politische Tätigkeit wieder auf. Sie wurde Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen und des parlamentarischen Rates. Von 1949 bis 1961 wirkte sie als Abgeordnete im Deutschen Bundestag und von 1945 bis 1966 als Geschäftsführerin des Bezirksverbandes Östliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Sie starb im Alter von 73 Jahren am 14. August 1970.

Noch im Januar 1970 war sie für ihr Lebenswerk von der Arbeiterwohlfahrt mit der Marie-Juchacz-Plakette geehrt worden.

In den Städten Herford, Berlin, Bielefeld, Bonn, Detmold, Dortmund, Gütersloh, Köln, Moers, Norderstedt, Offenburg und Salzkotten erinnern Straßen und Wege an diese beeindruckende Frau.

Frieda Nadig zusammen mit Familie Reinhold Müller (©Günter Schmitt)
Frieda Nadig zusammen mit Familie Reinhold Müller (©Günter Schmitt)

Übergabe der Erinnerungstafel im November 2020

Am Dienstag, 03. November 2020, fand die Übergabe der Erinnerungstafel von Frieda Nadig am Gesundheitsamt in Ahrweiler im Beisein des Ersten Beigeordneten Peter Diewald, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Stefan Voss sowie Fachbereichsleiterin Siglinde Hornbach-Becker statt.

Literaturhinweise

Leonhard Janta: Frieda Nadig (1898-1970) -  Eine der Mütter des Grundgesetzes lebte und arbeitete von 1936 bis 1945 in Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2004, S. 211-214.

Gisela Notz: Frauen in der Mannschaft. Sozialdemokratinnen im Parlamentarischen Rat und im deutschen Bundestag 1948/49 bis 1957. Bonn 2003, S. 54-79.

Johannes Roth: IN MEMORIAM Dr. Georg Habighorst, Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1960

Günther Schmitt: Das Grundgesetz trägt auch ihre Handschrift. Frieda Nadig war eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat. In Ahrweiler hatte die Sozialdemokratin Schutz vor den Nazis gefunden. In: General-Anzeiger, 23.03.1009 (GA-Serie: 60 Jahre Bonner Demokratie)

Zeitdokumente

Quelle: Mit der Maus über das jeweilige Bild

Frieda Nadig (©AWO Ostwestfalen-Lippe)

Frieda Nadig in ihrer Zeit als Abgeordnete 1949-1961 (©Günter Schmitt)

Frieda Nadig zusammen mit Familie Reinhold Müller (©Günter Schmitt)

Kartei des Melderegisters (©Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler)

Stadt im Berg, Zeichnung von Hanns Matschulla (©Archiv Heimatverein Alt-Ahrweiler e.V.)

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